Mittendrin ( Dokumentarfilm mit Gespräch)
Dokumentarfilm( 2003)
Regie: Marco Wilms – Darsteller: André Greiner-Pol, Christian „Flake“ Lorenz, Jutta Weitz, Mathias Ambellan, Jochen Sandig –
FSK: ohne Altersbeschränkung – Länge: 83 min
Eintritt: 6 €
„Die schönste Zeit im Leben ist die, wenn die alte Macht gegangen ist und die neue noch nicht da ist …“ Mit diesem Zitat vom Tag des Mauerfalls umschreibt Wilms die für den Film wichtigste Zeit, die auch anhand zahlreicher Filmdokumente beschrieben wird. Aus den Lebensgeschichten der Interviewten entsteht dabei eine aus Ruinen auferstandene Kultur- und Sozialgeschichte.
„Regisseur Marco Wilms, der in Berlin Mitte geboren wurde, schildert seine „Heimat“ und konstruiert aus Interviews mit Prominenten aus der Hausbesetzer-Szene 1990 die Entwicklung des stark veränderten Bezirks.
Diese mitunter miteinander verwobenen Biographien formen ein Bild des Kulturraums Berlin Mitte, das der Regisseur durch Hubschrauberaufnahmen oder trotz geringer Auflösung der Digibetacam atmosphärisch interessanter Nachtszenen komplettiert. Als Zeitdokument und „Heimatfilm“ besonderer Art überzeugend, bietet der Film darüberhinaus jedoch für „reine“ Filmfreunde ohne Bezug zum Material wenig, abgesehen von den beeindruckenden Schlußeinstellungen. Aber dafür ist der Film fast schon ein Muß für jeden kulturinteressierten Berliner.“
Der Filmemacher Marco Wilms wird anwesend sein und anschliessend zum Film-Gespräch zur Verfügung stehen.
Auch wenn man heute den Film über die Träume der Protagonisten nach dem Mauerfall in Berlin Mitte und der Befragung, was über 10 Jahre später aus den Visionen geworden war-sieht, wird deutlich, dass Mathias Ambellan seinen Werten, mit denen er als Sozialarbeiter in Berlin Mitte der Wendezeit angetreten war, auch in seiner späteren Arbeit im SPDi in der Uckermark bis zu seinem zu frühen und immer noch nicht zu glaubenden Tod treu geblieben ist.
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Jochen Sandig zieht nach dem Mauerfall nach Berlin, und wird mehr oder weniger zufällig zum Pressesprecher des „Tacheles“, dabei lernt er die Choreographin Sasha Waltz kennen, mit der er 1996 zusammen die „Sophiensæle“ eröffnet. Seit 1999 sind die beiden zwei der vier künstlerischen Leiter der Schaubühne am Lehniner Platz, also im Westen der Stadt.
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Mathias Ambellan stammt aus der Uckermark und zog 1988 nach Mitte. Der Pädagoge will einen „ideologisch und politisch unabhängigen“ autonomen Ort für Jugendliche schaffen und besetzt dafür mit Freunden ein Haus, aus dem die Jugendeinrichtung „No way alta!“ wird. Wichtig sind dabei zwei Dinge: Ambellan wohnt immer noch zusammen mit den Jugendlichen in dem Haus, das mittlerweile zu einem Drittel der ursprünglichen Besetzergemeinschaft gehört.
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Andre Greiner-Pols Band „Freygang“ war zu DDR-Zeiten offiziell verboten, nach der Wende gehörte er zur Künstlergruppe „Tacheles“, zog dann aber in den „Eimer“ um. Nebenbei gehörte er zu den Kandidaten der Szene-Partei „Wydocks“ – und heutzutage brennt er immer noch zuhause die neue CD von „Freygang“.
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Christian „Flake“ Lorenz war Mitglied der Ostberliner Punkband „Feeling B“, hing auch mit in der „Tacheles“-Gang drin, war Spitzenkandidat der „Wydocks“ für Marzahn, und ist inzwischen als Keyboarder der wohl „weltweit bekanntesten deutschen Band“ tätig, die sich so ähnlich wie „Strammstehn“ anhört.
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Jutta Weitz betreute ab 1990 die Kommunale Wohnungsverwaltung KWV im Bezirk Mitte, aus der dann die Wohnungsbaugesellschaft Mitte WBM wurde. Als Freundin von (Lebens-) Künstlern setzt sich Jutta gegenüber dem Gremium der WBM durch und hilft ihren „Schützlingen“, darunter das Haus Schwarzenberg, Ambellins „No way alta!“, das „Acud“, die Sophiensæle oder das „Zosch“.